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Die White Cliffs of Dover sind gar nicht so weiß, wie sie in den Farbprospekten und Schlagern erscheinen. Doch ich will nicht den deutschen Nörgler spielen. Dafür können die Engländer nichts, bestenfalls die lügenden Fotografen und Sänger. Die weiß-grauen Felsen der Steilküste sind dennoch faszinierend, wenn sie aus dem nebligen Wetter plötzlich auftauchen, nachdem die Fähre eineinhalb Stunden von Calais über den Ärmelkanal geschippert ist und du von der Außenwelt nur die Sirenen anderer Schiffe vernommen hast.
Ob Sie mit der Fähre über Calais oder Ostende oder mit der Bahn durch den Eurotunnel nach England reisen, ist eine Frage des Geschmacks und des Geldbeutels.
Die ersten Kilometer bist du noch unsicher, prallt dir wirklich niemand rein, wenn du auf der linken Seite fährst. Aber die Autos kommen dir alle brav auf der rechten Spur entgegen. Dann stehst du an der Kreuzung, schaust wie gewohnt nach rechts und links und startest, weil nichts kommt - da saust dir von rechts ein Auto vorbei, nach einem Meter kannst du stoppen, gerade noch einmal einen Totalschaden verhindert. Den hast du übersehen, von rechts kam doch keiner, aber du hast nur rechts die rechte Fahrbahn beachtet, nicht die linke. Von rechts kommen sie auf der linken Seite! Mit zitternden Knien fährst du weiter, machst die Musik deiner Tochter extra laut, um den Schock zu überspielen. Keep left - "die spinnen, die Briten".
Einen solch geringen Verkehr gibt es tagsüber nur in Kleinstädten, abseits der Hauptstraße wie hier in Amesbury.
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Dafür sind sie freundlicher und geduldiger als in Deutschland, jedenfalls im Durchschnitt, so scheint es mir. Gewohnt auf deutschen Autobahnen zu fahren, ist man zunächst einmal in Südengland auf den Straßen nahe der Küsten frustriert. Hast du beschleunigt, kommt bereits der nächste Kreisverkehr. Wir hatten zusätzlich Pech, in den Wochenendverkehr zu kommen, so dass Staus vor den roundabouts, kurze Stücke Autobahn mit Raserei und stop and go auf Landstraßen sich abwechselten, auch wenn die Straße Schnellstraße heißt. Geduldig fuhren die Engländer in der Kolonne, während ich die schnellen Autobahnen von Hannover bis Calais im Kopf immer frustrierter wurde.
Auf der Flucht vor dem Verkehr gelangten wir auf der Insel Wight und vom regen in die Traufe.
Die britischen Regierungen der letzten Jahrzehnte haben das Land immer mehr zentralisiert, je weiter weg von London man ist, umso weniger ausgebaute Autobahnen gibt es. Wenn das eine Folge neoliberaler Politik ist, dann möchte ich lieber den deutschen Föderalismus mit Länderausgleich haben. Man kommt bestimmt schneller von Rostock nach Lübeck als von Hastings nach Southampton. Romantische Umweltschützer kommen jetzt bestimmt mit dem Einwand, ja die Natur, die Landschaft wird zubetoniert? Sie haben ja Recht, aber ich bin auch Autofahrer - und zwei Seelen ach, wohnen in meiner Brust.
Übrigens, am Ende des Urlaubs fuhr ich genauso wie die Engländer: cool und geduldig - was blieb mir auch anderes übrig.
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