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Die middle class ahmt die upper class nach, wenn diese sich Schlösser leisten kann, dann will man wenigstens ein repräsentatives Stadthaus haben. Die working class, diesich solche schicken Stadthäuser nicht leisten kann, will zumindest ein eigenes Haus und sei es eines in der Reihe. Caroline Goernandt schreibt über die Mentalität, die dahinter steht: "Die unteren working class haben etwas mit der Aristokratie gemein: Sie ändern sich kaum. Ihr Platz in der Gesellschaft ist im Prinzip durch Geburt festgelegt - so zumindest das feudalistisch anmutende Selbstverständnis. Ob und wie weit jemand sich von seiner ursprünglichen class entfernt, wenn er seinen Platz verlässt, hängt davon ab, wie er zu seiner Herkunft und unter neuen Voraussetzungen zu den Menschen steht, mit denen er aufgewachsen ist." (S.43)
Schickes und repräsentatives Stadthaus in Ryde auf der Insel Wight.
Nun hat die Durchsetzung der kapitalistischen Industriegesellschaft eine größere soziale Mobilität mit sich gebracht. Aufstieg z.B. als Ingenieur ist erwünscht. Ob man aber tatsächlich in der höheren Klasse oder Schicht anerkannt wird, hängt nach Caroline Goernandt von der Sprache ab. Als wir in einem Hotel nahe Hastings bei aufgestiegenen Arbeiterklasseleuten wohnten, verstanden wir anfangs überhaupt nicht deren Englisch, sie sprachen ihren Dialekt und brauchten große Überwindung, sich auf unser Schulenglisch einzulassen. Zum Beispiel statt "kie" (key) redeten sie von "kei". Ganz anders in einem Bed an Breakfast Haus in Torquay, die Dame aus der Mittelklasse sprach im guten Englisch und war zu ihren Kunden immer freundlich. Die Dame aus dem Hotel dagegen lächelte mir einmal auf dem Gang zu und, obwohl sie kaum vorüber war, vielen ihre Mundwinkel wieder ab zu ihrer gewöhnlich schlechten Laune. Sie hatte noch keine Routine in ihrem neuen Milieu und wollte es anscheinend auch gar nicht.
Die arbeitende Klasse, wenn sie nicht arbeitslos ist, strebt wenigstens nach solchen Reihenhäuser. Diese sehen immer noch wie im 18. Jahrhundert aus, ihre Schornsteinspitzen immer noch wie "abgebrochene Zähne" (Heine). Diese auf dem Bild kann sich ein Arbeiter aber kaum leisten, weil sie im idyllischen St. Ives stehen und an Touristen vermietet mehr Profit abwerfen.
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