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Die Geschichte und die Engländer
Der Admiral, sein Flaggschiff und dessen figurehead .
Geschichte ist für die traditionsbewussten Engländer viel wichtiger als für uns Deutsche, weil jene meinen stolz auf ihre Geschichte sein zu können und diese sich der Taten ihrer Vorfahren schämen müssen. Das durchschnittliche Geschichtsbewusstsein der Engländer, wie es durch Museen, Broschüren, aufgeschnappte Bemerkungen und Filme einem Ausländer sich darstellt, wenn man von der Detailverliebtheit einmal absieht, sieht etwa so aus:
Während die Pharaonen ihre Pyramiden bauten, hatten die Ureinwohner immerhin etwas Vergleichbares: Stonehenge. Dann kam die Druidenzeit, die den mythischen Charakterzug prägte (vgl. 8), und die Römer, die Straßen bauten, deren Verlauf noch heute das Verkehrsnetz bestimmt (vgl. 1). Nach den Wirren der Völkerwanderung versuchte König Artus das Land zu einigen. Aber gelungen ist dies zuerst Heinrich dem Eroberer, dessen politische Geografie noch heute diesen Teil des UK bestimmt. Dieser Heinrich war auch der letzte, dem es seit der Römerzeit gelang England zu erobern. Abschließend für das Mittelalter kamen die unangenehmen Rosenkriege und ihr Dramatiker Shakespeare, so dass durch den Selbstmord des höheren Adels die Gentry und das Bürgertum an Macht gewannen. Dann kam Elisabeth I., sie schuf die Blanken für die Seemacht, die von Nelson so glorios verteidigt wurde. Cromwell aber hatte schon vorher die Vormacht des Parlaments errichtet, indem er einen König enthaupten ließ, mit der Folge, dass sich jedes Jahr noch heute die Königin vor dem Parlament demütigen muss, wenn sie die Regierungserklärung von my government vorliest, einen Text, den sie gar nicht beeinflussen kann, für den sie aber ihren Namen hergeben muss.
Nelsons Flaggschiff, die HMS VICTORY, in dem er tödlich verwundet in der Schlacht von Trafalgar 1805 starb.
Näher Informationen über Nelson
Die Macht des Parlaments der Händler und Landlords machte England zur bedeutendsten Handels- und Kolonialmacht, nebenbei wurde auch noch der Industriekapitalismus erfunden, damit man was zum Tauschen hatte und die Seeleute mit Wollstoffen ausrüsten konnte. Die Fregatten der Marine verhalfen Großbritannien auf dem Höhepunkt seiner Macht im 19. Jahrhundert zur Zivilisierung der ganzen Welt, was die neidischen und zu spät gekommenen Deutschen auf den Plan rief, die mit Flottenabkommen, I. Weltkrieg, deutschen Faschismus und II. Weltkrieg den Briten die Weltmacht streitig machten und mit Hilfe anderer eins auf die Mütze bekamen.
Das schwächte aber den britischen Löwen und der lachende Dritte waren die USA als Welthegemon Nummer eins. Doch die Engländer (und alle Briten) sind pragmatisch, sie dienen sich heute ihren zu groß gewordenen Sprössling vom Potomac als Hilfsscherif an, um weiter ihren Weltmachtraum zu frönen. Dafür kommt Dracula in Form von Bomben in die Londoner Tube und beißt die Falschen. Nicht jeder Terrorist ist eben ein Rächer der Geknechteten wie Robin Hood oder ein Räuber, der als Gentleman zur Kasse bittet. (Deshalb tragen die Bobbys heute auch Maschinenpistolen.)
Gepanzertes Segelschiff aus dem 19. Jahrhundert., für die, welche es genau wissen wollen: die H.M.S. Warrior.
Lassen wir einmal den englischen "Jumer" (humour) beiseite, man kann die Geschichte auch anders erzählen:
Stonehenge ist Herrschaftsarchitektur. Die Druiden haben die Leute verblödet, während in anderen Teilen der Welt schon die Wissenschaften erfunden wurden. König Artur gab es gar nicht. Heinrich der Eroberer hat aus Karrieregründen ein Gemetzel angerichtet, die ersten Seefahrer der Engländer waren Piraten und Elisabeth die Erste eine Edelhure als Zuhälterin. Das Parlament war eines nur für die Reichen (bis heute) und Cromwell hat auch die Leveller (frühe Kommunisten) hinrichten lassen. Nelson hat nicht bei Trafalgar gesiegt, weil er in der Schlacht fiel, und die Eroberung der Welt war nicht glorreich, sondern mit Blut und Tränen befleckt, ein Blut, das dazu diente, den Völkern den Tee zu rauben, damit die middle class ihren five-o'clock-tee zu trinken bekommt. Das mit den Hilfsgendarmen stimmt zwar, aber sie bauen keine Herrierbomber aus Größenwahn, sondern um ihre Geschäftsbedingungen zu sichern. Endlich ist Dracula nur eine Romanfigur und die Bombe, deren Explosion ich in Portsmouth gehört habe, war gar keine Bombe, sondern eine "kontrollierte Sprengung" eines verdächtigen Objekts, wie die Polizei in Deutschland das nennt, weshalb die englische Polizei mich, meine Familie und etwa 500 andere Touristen zwei Stunden vor dem Schiff von Nelson einsperrten. Sozusagen Freiheitsberaubung zur eigenen Sicherheit. Die Engländer ertrugen es mit Geduld, bei mir kam der deutsche Nörgler wieder durch.
Eine britische Fregatte in Portsmouth wahrscheinlich mit Herrier-Kampfflugzeug, das senkrecht starten und landen kann.
Die modernen Kriegsschiffe findet man heute in den Häfen. Du kommst in eine Hafenstadt, schon stehst du vor einem Kriegsschiff - oder noch schöner, ein solche kommt plötzlich hinter einer Hauswand hervor, du wusstest gar nicht, dass dort bereits die Seefront ist, und alle fangen plötzlich an zu winken. Manchmal schielt auch einer auf dein fremdländisches Autokennzeichen, wegen Terrorgefahr und so. Aber das war zugegebenermaßen selten. Überhaupt sind die Engländer nicht neugierig.
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