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 ss  Stonehenge

Den Gipfel des historischen Interesses bildet zweifellos Stonehenge. Mittelstandfrauen aus ganz Britannien, Schülergruppen aus Japan, Individualtouristen wie wir aus Deutschland, Leute, die ein Picknick machen wollen, Geschichtslehrer, die sich ein Bildungserlebnis versprechen,  und Manager, die sich einen Ausflug gönnen, Liebhaber der mystischen Steinzeit, Freaks, deren dürrer Körper eigenartig kontrastiert mit den dicken Steinen,  umschlendern den steinzeitlichen Rundbau und glotzen die behauenen und unbehauenen Steine an. Zur Sommersonnenwende sollen sie dort meditieren unter einem massiven Polizeieinsatz, der das Weltkulturerbe, the English Heritage, schützen soll. Ich habe keinen Bobby gesehen, nur private Wachleute, die verhinderten, dass man ohne Eintrittsgeld in die Nähe der Steine gelangte. Diejenigen, die sich das hohe Eintrittsgeld nicht leisten wollen oder können, pressen ihre Gesichter von der Straße aus gegen den Maschendrahtzaun, um das vorzeitliche Bauwerk wenigstens von fern zu sehen. 

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Man beachte die Verfugung beim größten Stein.

Zum Weg nach Stonehenge siehe Nähere Informationen unter  er

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Stonehenge wurde zwischen ca. 3000 bis 1500 vor unserer Zeitrechnung erbaut und benutzt. Es ist die gleiche Zeit, in der die Pyramiden entstanden und in Europa die Megalithkultur vorherrschte. Die Erbauer waren Bauern aus der Steinzeit. Wahrscheinlich dienten die Steine religiösen Zeremonien und hatten wohl auch eine astronomische Funktion. Die Steine wurden aus einem Steinbruch herangeschleppt, der 385 km entfernt lag. Eine wahrhaft großartige Leistung für die damalige Zeit, vor allem wenn man bedenkt, dass die größeren Brocken etwa 50 Tonnen wiegen - und das alles mit Holz-, Konochen- und Steinwerkzeugen. Warum haben die Bauern ihr Felder verlassen und diese Mühsal auf sich genommen?

Die Broschüren, die man auch auf Deutsch bekommen kann, geben darauf keine Antwort. Es werden die Fakten präsentiert, aber kaum etwas über die Funktion und den Zweck dieses Walhallas. Nun wird man die religiösen Riten, die hier zelebriert wurden, nicht mehr aus der schriftlosen Kultur entschlüsseln, allgemeine Aspekte lassen sich aber wohl bestimmen...

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Die kleinenren Steine bilden einen Innenkreis.

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Es ist kaum anzunehmen, dass die Bauern von allein auf die Idee kamen, solch ein gewaltiges Steinmonument zu errichten. Wahrscheinlich wurden sie durch die sich herausbildende Oberschicht von Priestern und Häuptlingen halb gezwungen, halb religiös animiert, diesen Kreis zu bauen. Die Entwicklung musste schon weit fortgeschritten sein, um den Bauern ein Mehrprodukt über ihr Lebensnotwendiges hinaus abzutrotzen. Denn nur so konnten die Arbeitenden während ihrer Schlepperei ernährt werden. Herrschaft lässt sich an den Gräbern dieser Zeit nachweisen, die Führenden hatten wertvollere Grabbeigaben und größere Gräber. 

Religion, wie immer ihre konkrete Gestalt aussah, ist die erste Form des Selbstbewusstseins der Menschen. Da es weder wissenschaftliches Denken, noch eine klare Bewusstseinstrennung zwischen Welt und Ich gab, war der religiöse Geist eine Mischung aus Wirklichkeitsfetzen, Blödsinn und Deutung der Welt mittels Erzählungen von Göttern und Menschen (Mythos), die Erklärung des Unbekannten durch Unbekanntes. 

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Das Wandbild stellt das Modell dar, wie es einmal aussah.

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Die Religion hatte auch die Aufgabe, die Gesellschaft zu stabilisieren und zusammenzuhalten. Es ist nicht belegt, ob es hier Menschenopfer gegeben hatte, aber diese waren in jener Zeit durchaus ein Mittel, Einheit im Stamm zu stiften. Man tötet einen aus der Mitte der Gesellschaft, um Schuldbewusstsein zu erzeugen und zugleich abzubauen. Dass diese Gesellschaft nicht stehen blieb, zeigt die Archologie: In den 1500 Jahren, in denen der Steinkreis religiös genutzt wurde, baute sie ihn mehrmals um. Eine religiöse Revolution schlug sich in einer neuen Architektur nieder, bis dieses steinzeitliche Denkmal ganz seinen Sinn verlor und von den neuen Völkern, die dieses Land besiedelten nur noch als Steinbruch benutzt wurde...

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Eigentlich müssten immer düstere Wolken über der düsteren Vergangenheit schweben.

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Man sagt, die heutigen Engländer hätten keine Philosophie, nur diesen abstrakten Nominalismus und Empirismus. Hinzu kommt, das die moderne kapitalistische Industriegesellschaft nur einseitige Funktionen des Menschen benötigt, das ungebundene Bewusstsein deshalb brach liege und sich deshalb gehen ließe. Sie würden ihr metaphysisches Bedürfnis in Mystizismus und Geisterglauben befriedigen, also primitiven Formen der Metaphysik. Der Rummel um Stonehenge scheint das zu bestätigen. Die Steinzeit war noch eine einfach zu überblickende Epoche, die zugleich durch ihre Geheimnisse dem Gemüt Stoff für Projektionen liefert.

Doch inzwischen soll Kants "Kritik der Reinen Vernunft", ein vom Papst verbotenes Werk der Rationalität und Aufklärung in den philosophischen Seminaren zum Renner geworden sein. Das lässt hoffen: Vielleicht brauchen in einem Jahrhundert die Steine keine Wachleute mehr, sie sind dann nur noch etwas für Wanderer und Historiker, wie ich es bin.

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Letzte Aktualisierung:  31.01.2008

                                                                              
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