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John Bull erholt sich in St. Ives.
Als ich in den Siebzigern in London war, trugen die jungen Männer alle lange Haare.
John Bull ist der Spitzname (nickname) des englischen Volkes, der typische Engländer. Heinrich Heine schreibt über ihn 1828: Er strebe nach speziellen Vergnügen "und deshalb hat John Bull Tag und Nacht zu arbeiten, um Geld zu solchen Ausgaben anzuschaffen, Tag und Nacht muß er sein Gehirn anstrengen zur Erfindung neuer Maschinen, und er sitzt und rechnet im Schweiße seines Angesichts, und rennt und läuft, ohne sich viel umzusehen, vom Hafen nach der Börse, von der Börse nach dem Strand, und da ist es sehr verzeihlich, wenn er an der Ecke von Cheapside einen armen deutschen Poeten, der einen Bilderladen angaffend ihm in dem Wege steht, etwas unsanft auf die Seite stößt. 'God damn!" (S. 255) Inzwischen ist John Bull nicht mehr Inhaber eines Empires und London nicht mehr der "Pulsschlag der Welt". John Bull arbeitet aber noch immer fleißig, er hat zweimal gegen die Deutschen Krieg geführt und zweimal gewonnen, seine Kriegsschiffe wirken immer noch bedrohlich.
Von deutschen Bombern zerstört, dient diese Kirche in Portsmouth als Denkmal (oben). Ähnlich wie in Hannover die Ruinen der Aegidienkirche (kleines Bild), die durch anglo-amerikanische Angriffe zerstört wurde, sollen beide Kirchen an die Schrecken des Krieges erinnern.
Informationen zu den Wurzeln des Terrorismus im United Kingdom
Wir lernten den heutigen John Bull nur in seinen Urlaubsorten kennen, in den Seebädern an Englands Südküste. Aber geh mal die Fußgängerzone in Torquay zur Seefront hinunter: Da ist kein Flanieren, da laufen die Müßiggänger nicht mehr hinter ihrer Schildkröte her, um zu zeigen, wie viel Muße sie haben. Da wird nicht im Vorübergehen geflirtet: "Ein kurzer Blick, die Augen, die Pupillen, die Lieder - vorbei, vorüber, nie wieder". Nein, John Bull rennt, schaut, wägt ab, kauft und isst, als wäre er noch in London, in der Pause zwischen den Arbeitsstunden. Diese "Verdrießlichkeit der Freude selbst" (Heine) ist immer noch da, wir haben sie von den Engländern geerbt. Plötzlich rief meine Frau mir zu: "Hier gibt es eine Höhle, die müssen wir unbedingt sehen."
John Bull mit Familie. Auch in England ist die Kleinfamilie typisch. Man beachte den Ausdruck der Gemeinschaft im Familienlook der Turnschuhe.
Im 19. Jahrhundert musste John Bull oft auswandern. Das Auswandererdenkmal in Portsmouth. Heute versuchen die Menschen aus dem ganzen Commonwealth nach England einzuwandern.
John Bull schafft Werke, die sich sehen lassen können. Hier eine Brücke über einen Meeresbusen bei Plymouth.
Fazit: Die Menschen in England
Alle Klischees über die Engländer, die man aus früheren Tagen und der Literatur kennt, stimmen noch, so scheint es mir jedenfalls von außen. Aber es sind selbstverständlich nur Durchschnitts-Erfahrungen, Vorurteile, wenn man sie auf den Einzelnen anwendet. Andererseits ist das auch ein halbes Kompliment. Menschen, die sich jeden Trend anpassen, haben kein eigenes Ich, sind Opportunitätsfanatiker, Leute, die zu allem zu gebrauchen sind.
Eine platte Darstellung gilt in England zurecht als "unsophisticated" (undifferenziert, unklug, oberflächlich). Deshalb noch eine Relativierung: Caroline Goernand schreibt über Veränderungen in der Partnerschaft, die man auch auf andere Bereiche übertragen kann:
"Immerhin zeitigt der globale Klimawandel auch auf der Insel erste Folgen: Immer mehr Männer und Frauen befreien sich von gesellschaftlichen Normen und entwickeln individuelle Vorstellungen von ihrem Lebens- und Partnerschaftsmodell. Ein allgemein verbindlicher Beziehungskonsens ist kaum mehr auszumachen." (S. 195) Wenn das aber heißt, du bist nicht mehr das, was du isst, sondern das, was du kaufst, dann ist dieser Trend nicht nur positiv zu sehen. Es gibt kein gutes Leben in einem Konsumuniversum, wo die Coca Cola dieselbe ist in Peking, Windhoek, Hannover und Plymouth.
Großvater mit Enkeln:
Aufbruch zur Auslandsreise. Auch wir verlassen die Insel.
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Ende der Reportage
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